Auch wenn Kreativität ein Begriff ist, welcher mit hohen Erwartungen wirbt, zum gehuldigten Richtmaß für Industrie, Wissenschaft, und Gesellschaft erhoben wurde, wissen wir noch immer denkbar wenig über die zugrundeliegenden Vorgänge dieses komplexen Phänomens. Noch immer stehen wir fern einer kohärenten Theorie über Ablauf, Wirken und Konsequenz von Kreativität, obwohl diese zu den ältesten und meist diskutierten Thematiken der Menschheitsgeschichte zählen. Da die Wissenschaft so viele unterschiedliche und teils antagonistische Ansätze in der Geschichte der Kreativitätsforschung verfolgte, stellt sich zwangsweise die Frage, von welcher Seite man sich dem Mythos Kreativität nähern sollte?
Der Mensch hat offensichtlich ein fundamentales Bedürfnis nach Ordnung oder Kohärenz, genauso wie er beständig auf der Such nach dem Neuen und dem Unkontrollierbaren ist. Dieser paradoxe Zwiespalt spiegelt sich im Speziellen in der Entwicklung von unserem Wissen über die Kreativität wieder. Auch dass sowohl positive oder ordnende Aspekte, wie unkontrollierbare oder chaotische Aspekte zum Schöpferischen gehören, bleibt vielfach unbeachtet. Injiziert durch allgemeines Missverständnis und Definitionserschwernisse des Begriffes Kreativität und kreative Person stellt sich für den Autor die Frage: „Welche Thesen zur dualistischen Wechselwirkung zwischen Chaos und Ordnung sind in der Entwicklung der Begriffe Kreativität und kreative Person eruierbar? Ziel dieser Arbeit ist die komplexen Zusammenhänge zwischen der zeitgeschichtlichen Entwicklung des Verständnisses für die Kreativität und dem zugrundeliegenden Dualismus zwischen Ordnung und Chaos zu veranschaulichen. Durch die Untersuchung und den Vergleich verschiedener Epochen und Abschnitten der Menschheitsgeschichte, erhofft sich der Autor zugrundeliegende Prinzipien und Zusammenhänge der unterschiedlichen Kreativvorstellungen aufzufinden.