Die vorliegende Masterthesis mit dem Titel Relevanz des Raums – realer und virtueller Ausstellungskontext im Vergleich entstand vor dem Hintergrund des Masterprojekts Zeit ist Held – eine interaktive Ausstellung zum Thema Zeit und widmet sich der Frage nach dem Bestehen des Mediums Ausstellung in seiner realräumlichen Präsenz zu Zeiten des beschleunigten, digitalen Informationszeitalters.
Der Begriff Informationsgesellschaft wird anhand seiner geschichtlichen Herleitung geklärt, um anschließend auf Effekte des sozialen Wandels für die gesellschaftliche Wahr- nehmung zu verweisen. Erkenntnisse über die Wichtigkeit der Raumkomponente für die Wahrnehmung und sinnliche Erfahrbarkeit des Menschen leiten über zu dem Medium der Ausstellung – als ein Medium des Raumes. Veränderungen im Medium Ausstellung durch die Umstrukturierung des Raumbegriffs sowie neue Medientechnologien bedingen Überlegungen zu Aktualität und Tragfähigkeit der Ausstellung im Realraum. Um den ursprünglich real-natürlichen Raumkontext der Ausstellung hinsichtlich seines möglichen obsolet Werdens in Zeiten des Global Village zu untersuchen, wird vorerst der verwendete Ausstellungsbegriff definiert sowie der virtuelle Ausstellungskontext anhand von Beispielen neuartiger Ausstellungskonzepte beleuchtet. Erste Thesen zur Unterlegenheit des virtuellen Raumkontextes basieren auf Betrachtungen des Faktors Raum in der Rezeption, die den Realraum durch deutliche Vorteile auf der Ebene der Wahrnehmung und Erfahrbarkeit bestärken und ihn als eine Art Werteträger anskizzieren. Der fortschreitende Vergleich beider Ausstellungskontexte – real und virtuell – schafft ein tiefer gehendes Verständnis und Klarheit über die zentrale Wichtigkeit des realen Raums für das Ausstellungsmedium. Die Analyse geht hier explizit auf den Raumcharakter selbst ein, der auf die Elemente Materialität, Örtlichkeit, Struktur, Raum im Raum und Zeitkomponente hin untersucht wird. Der Vergleich erlaubt im Folgenden weitere, den real-natürlichen Ausstellungsraum unterstützende, thesenhafte Feststellungen. Gemeinschaftlich dienen die insgesamt 17 erarbeiteten Thesen als Argumente, um letztendlich die scheinbare Obsoleszenz des traditionellen, realräumlichen Ausstellungsmediums in Zeiten globaler Vernetzung und digitaler Innovationsflut ganzheitlich zu negieren.