Sich in Trance schreiben. Kopf aus, Gedanken strömen lassen, Fragmente, Wortfetzen zu Papier. Der Stift verlässt die Linien, Duktus, äußere Form und Kontext lösen sich auf und weichen dem puren Kontrollverlust. Das Assoziative Schreiben ist die wohl freiste Form der Textproduktion. Ergebnis sind scheinbar zusammenhanglose Aufzeichnungen voller Dynamik und Emotion, sodass selbst dem Autor die Rekonstruktion seiner Worte schwierige Rätsel aufgibt. Geschriebenes Wort, Rohmaterial direkt aus dem Unterbewusstsein.
Derartige Schriften stellen das Ausgangsmaterial des Projektes dar. Ihre sprachliche und gesangliche Interpretation wurden auf Tonband aufgenommen und diese mittels der Möglichkeiten der Tape Music verfremdet. Es entsteht eine Metamorphose aus dem Wechselspiel zwischen Gut und Böse: Einerseits ist der aktive Eingriff ins Unterbewusste, das Zerschneiden von Gedanken von destruktivem Charakter, zum anderen schafft es fruchtbaren Boden für die Entstehung neuer Synapsen und gedanklicher Zugänge auf dem Wege der Rekombination, Überlagerung und Verfremdung. Die daraus entstandene Gedankencollage enthebt die akustisch interpretierten Fragmente unseres Innersten jeglichem Kontext und ermöglicht einen relativierenden Blick auf einen sonst ernsten Interpretationen ausgesetzten Bereich: Die Tiefen der Persönlichkeit. Das musikalische Mosaik, dessen Zufälligkeit sich durch die analoge Arbeitsweise mittels Tonband ergibt, versetzt den Hörer aus der üblichen Position des „Klangsteuerers“ in die des Wahrnehmers und Entdeckers, der dem Ergebnis dieses Experiments ausgesetzt wird. Es zeigt einen Weg der Relativierung, selbst empfindlichsten Sphären unserer Persönlichkeit an Bedeutung und Ernsthaftigkeit zu nehmen und eröffnet so einen freieren, gelösteren Blick auf das eigene Selbst.