Piss Like Picasso

MultiMediaArt, 2011

»Zerstörerische Angriffe auf Schulwände oder Toilettentüren sprechen für die Mühen, Spuren hinterlassen zu wollen, sich die Umwelt also gewaltsam anzueignen. Die unbeeinflussbare, fertige Umwelt bietet also die Motivation für diese Verhaltensweisen.« (vgl. Raum + Lernen - Raum + Leistung von Claudia Dehn, S.61)

Claudia Dehn beschäftigt sich in dem von ihr herausgegebenen Buch »Raum + Lernen - Raum + Leistung« mit Raumgestaltung in Bezug auf das Lernen, doch spricht sie hier ein allgemeines Phänomen von uns Menschen an - den Drang Spuren zu hinterlassen. Ein Zeichen des »Ich war hier« und Dinge, die dem Einzelnen wichtig sind, wie beispielsweise Sprüche, Liebesgeständnisse und gar die eigene Telefonnummer, finden sich nicht nur in den oben genannten schulischen Räumen und Toiletten, sondern sind ebenfalls bekannt als Einritzungen in Bäume, Möbel, Graffiti-Tags, etc. Ähnlich eines Hundes, versucht der Mensch seine Spuren zu hinterlassen. Aber warum? Um wie ein Hund sein Revier zu markieren? Aus einem Stolz heraus, um sich vor anderen zu rühmen, wo er beispielsweise schon überall war oder mit wem er in einer glücklichen Beziehung steckt? Oder ist es der in Marketing-Strategien immer wieder auftauchende Gedanke des »hinterlassen sie Spuren in den Köpfen der Menschen«? (vgl. sämtliche „Das Marketing-Geheimnis für...“-Bücher von Dr. Anne-Katrin Straesser)

Das Projekt »Piss like Picasso« möchte daher den Menschen eine Möglichkeit bieten, sich ihre Umwelt ohne Gewalt anzueignen, indem wir ihnen einen Platz für ihre Spuren geben. Für uns ist die Umwelt keineswegs unbeeinflussbar und noch lange nicht fertig. Wir fördern dieses Bedürfnis des Menschen auf individuelle Spuren und Markierungen, die auf künstlerische Weise gesetzt werden sollen.

»Es gibt nichts Beständigeres als die Unbeständigkeit.« Hans J.C. von Grimmelshausen

In dem Sinne von Grimmelshausen rechtfertigen wir das rasche Verblassen bzw. Verschwinden dieser hinterlassenen Spuren. Es geht um das »Ich war hier« und ich habe mein Zeichen gesetzt - in einer modernen, in gewissen Maßen auch die Vergänglichkeit und Schnelllebigkeit unserer Zeit aufzeigenden, Art und Weise.

Das persönliche Zeichensetzen wird mit dem Gedanken gekoppelt, die Kunst wieder zugänglicher zu machen und sie ohne ihre intellektuelle Aura in die Köpfe der Menschen (zurück) zu bringen. Durch das unmittelbare Einfügen in das Alltägliche und scheinbar Banale, entlockt sie dem Durchschnittsbürger die innerliche Fantasie.

Die Urinaleinlage mit eingebautem Fußballtor hat es bereits geschafft, den Männern bei einem Toilettengang ein Lächeln zu entlocken. Doch muss auch hier zeitgerecht nachgerüstet werden, um auch weiterhin den Klogang zu einem Erlebnis zu machen.

»Piss like Picasso« ist eine Toiletten-Spiel-Innovation, die unserem menschlichen Bedürfnis einen Mehrwert aufgrund der Möglichkeit des Spuren Hinterlassens sowie eines erhöhten Spaßfaktors verleiht und uns dabei die Kunst ins Alltägliche bringt.

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Konzept

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