Der heute in den okzidentalen modernen Gesellschaften vorherrschende Normalismus hat
durch seine von Spezialist/innen generierten Diskurse großen Einfluss auf die dort
lebenden Subjekte. Diese normalistischen Diskurse werden anhand von statistischen
Verfahren erstellt, und zu Normalverteilungen ausgewertet, um so den Durchschnitt
augenscheinlich zu machen. Sie bieten den Subjekten die Möglichkeit sich am
Durchschnitt auszurichten, oder sich an den Randbereichen anzusiedeln. Auf diese Weise
fungieren die normalistischen Diskurse als eine den modernen Wachstumsdynamiken
angepasste Signal-, Kontroll- und Orientierungsebene.
Zeitgleich prägt der Begriff Kreativität die modernen Lebenswelten ungemein. Die
Forderung nach Kreativität ist nicht nur auf den Arbeitsmarkt beschränkt, sondern
gewinnt auch auch im privaten Bereich immer mehr Relevanz. Bei näherer Betrachtung
ergibt sich aus der Kombination Kreativität und Normalität ein mit Spannung geladenes
Feld, dem die Forderung der modernen Gesellschaft nach einer normalen Kreativität
innezuwohnen scheint. Ziel dieser Arbeit ist es, das Spannungsfeld zwischen Normalismus
und Kreativität zu untersuchen und dabei die Frage, welche Effekte der Normalismus
heute auf die Kreativität hat, einer Klärung zuzuführen. So werden in dieser Arbeit
einerseits wichtige Kernelemente des Normalismus beleuchtet, andererseits verschiedene
Kreativitätskonzeptionen, wie das kreative Produkt, die kreative Person, der kreative
Prozess, sowie Kreativität und Umweltbedingungen behandelt, um so einen Überblick über
die Themenfelder zu schaffen und dann im letzten Kapitel die Effekte des Normalimus
heute auf die Kreativität zu generieren.