In einer multimedialen Live-Performance steuert eine Person Klänge und Melodien allein durch die Kraft ihrer Gedanken. Das Projekt greift gesellschaftliche Fragen im Bereich NeuroScience auf und versucht diese mittels eines generativen, audiovisuellen Orchesterwerks zu erörtern. Alle Klänge im Projekt sind rein generativ erzeugt und somit in ihrer gesamten Struktur wandelbar. Die Person benutzt ein Interface, welches verschiedene Gefühlserregungszustände aus ihrem Kopf misst. Diese erzeugten Parameter steuern die jeweiligen Instrumente in ihrer Lautstärke, Spielart und Tonalität, basierdend auf Musiktheoretischen Hintergruenden (Generalbass, Dreistimmigkeit, Funktionen, Quintenzirkel).
Eine Person spielt vier Instrumente gleichzeitig.
Drums, Polyphon Synthesizer (Akkorde), Bass und Monophon Synthesizer (Melodie).
Die verwendeten Techniken zur Klanggenerierung sind Noiseshaping (Drums, Melodie), Granularsynthese (Drums), Substraktive Synthese (Akkorde, Bass, Melodie).
Es koennen durch das Interface 5 verschiedene Parameter ausgelesen werden: Gelangweiltheit, kurzzeitige Aufgeregtheit, langzeitige Aufgeregtheit, Frustration, Meditation.
Die Instrumente
Drums: Die Meditation und die Gelangweiltheit bauen den Rythmus zusammen auf. Ist jemand voll meditiert herrscht Stille. Ist eine Person aber voll gelangweilt erreicht der Rhytmus seinen Hochpunkt. Die Frustration wirkt auf die klanglichen Eigenschaften des Schlagzeugs, bestehend aus Bassdrum, Snare, HiHat, HiTom und LowTom, direkt ein.
Begleitung (Akkorde): Es wurde der komplette Quintenzirkel, mit den jeweiligen Dur / Moll Funktionen implementiert, um eine groesstmoegliche Freiheit an Spielmoeglichkeiten zu erlangen. Die Tonlagen koennen somit quinten-weise gewechselt werden. Die Akkorde bauen sich nach dem klassischen T, S D, T (Tonika, Subdominante, Dominante, Tonika) Prinzip auf. Diese kompexe Berechnung wird aus einer Kombination der kurzzeitigen Aufgeregtheit, der Meditation und der Frustration durchgefuehrt.
Bass: Die Meditation kontrolliert die Lautstaerke des Basses. Der Bass spielt immer den Grundton, damit ein tiefes, tonales Fundamet geschaffen wird und der Probant besser in die Klangwelt eintauchen kann.
Melodie: Die Melodie setzt sich nach dem Prinzip des Generalbasses aus dem Barockzeitalter zusammen, welche durch die langzeitige Aufgeregtheit und die Gelangweiltheit aufgebaut wird.
Die jeweiligen Toene, welche fuer die Melodie verwendet werden koennen, ergeben sich wiederum aus dem Quintenzirkel.
Die Klangverarbeitung ist dem Prinzip eines klassischen Mischpults nachempfunden, welches die Effekte durch Sent- bzw. Returnwege steuert.
Das visuelle Konzept basiert auf der Traumdeutung nach Freund. Eine Kombination aus momentan ablaufenden und bereits geschehenenen Prozessen, welche staendig andauernde Straenge von Gefuehlen generieren. Diese werden farblich getrennt.
Generative Produktion von Kunst geht weit über die Annahmen von Walter Benjamin hinaus. Wer ist der Künstler, der Computer oder der Mensch der ihm Regeln vorgibt, aus denen eine Komplexität erwächst, die als intelligent wahrgenommen werden kann.
Eine sehr starke Inspiration zu diesem Konzept erhielt ich von Alvin Lucier, welcher 1965 in seinem Stück “Music for Solo Performer” eine Apparatur benutzte, die Gehirnwellen verstärkte und damit die angeschlossenen Lautsprecher in Schwingung versetzte.
Gesellschaftlicher Nutzen
Musiktherapie dient der Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit. Durch das gezielte Hören von Musik wird in der rezeptiven Musiktherapie eine therapeutische Wirkung erzielt. Man nutzt die Tatsache, dass Musik hören die Introspektion und die Selbstwahrnehmung erhöhen kann. Bei „inna‘wave“ steuert der Proband die Musik selbst.
Musik als auditiver Transmitter der Emotionen.
Dieses Projekt kann zusätzlich Möglichkeiten in der Therapie von Wachkomapatienten und damit eine tiefergehende Kommunikationsplattform bieten, da die Gehirnaktivität und das Empfinden von Emotionen immer noch gegeben sind.