Studie zur Klassifizierung des Musikvideos.
Werk: Musikvideo für die Gruppe Bernstein
Song: Paradies
Auftraggeber: Universal Music Deutschland
Produktionsort: Berlin
Drehort: Roemoe/Dänemark
Vorproduktion: Jänner 2008
Drehzeit: Februar 2008
Postproduktion: Juli/August 2008
Das zentrale Thema der Thesis ist das Musikvideo und seine Gestaltungsebenen. Um den theoretischen Input zu verstehen und ihn auch anwenden zu können wurde ein Musikvideo produzier. Erstellt wurde ein Musikvideo für die Band Bernstein und deren Lied Paradies. Die Band besteht aus drei Mitgliedern, Jens Eufinger, Dirk Eufinger und Frank Weiss, alle drei stammen aus Limburg, Deutschland. Das Video war ein Auftrag des Labels Universal Music Deutschland. Produziert wurde es von Johannes Selle. Das Lied Paradies handelt von einer Beziehung eines Pärchens, welches sich auseinander gelebt hat. Es ist eine Mischung aus atmosphärischen Klängen und elektronischem Sound mit melancholischen Texten. Aufgrund der Schwere des Liedes und des Inhaltes entschied ich ein Konzept zu entwerfen für einen Konzept-Performance-Clip mit Realbezug. In dem Lied geht es um das Paradies, welches für das Paar verschwindet und sie am Schluss realisieren, dass sie ihr Paradies, die Beziehung, selbst zerstört haben und eine Wüste vorfinden. Meine Idee war hier, die Künstler in einem Auto eine lange Straße entlang zu fahren, diese endet im Nirgendwo und man könnte meinen sie endet nie. Umgeben ist die Straße von einer einzigartigen Landschaft, weiten Feldern, leeren Häusern usw. Straße und Umgebung stellen den Anfang der Beziehung dar. Alles scheint noch groß und herrlich zu sein, die Straße, ein Weg der gemeinsam zu gehen ist und lang erscheint. Gegen Ende des Liedes erscheinen jedoch Vorzeichen, dass die Beziehung nicht mehr so gut läuft und zu zerbrechen droht. Ruinen erscheinen und vereinzelt geknickte Bäume. Schließlich befindet sich die Band mit dem Auto auf einem leeren und weiten Strand. Keine Landschaft, keine Straße, kein Weg ist mehr zu sehen. Sie bleiben mit dem Auto stehen und holen einen Koffer aus dem Auto. Als sich die Band umdreht, steht eine blaue Tür alleine am Strand. Die Band geht auf diese zu, öffnet sie und geht hindurch. Das Endbild zeigt eine offene Tür und die Band ist verschwunden. Die Tür soll ein Hoffnungsschimmer sein, dass es in der Wüste einen Ausweg gibt. Wo diese jedoch hinführt bleibt geheim. Vorgestellt wurde diese Idee anhand von Mood-Bildern und einer Präsentation. Um den Titel Paradies zu unterstreichen und den ZuseherInnen ein kleines Rätsel aufzugeben, versteckten wir einen Code in der Nummerntafel des Autos. Das Zeichen 1 MO 2.17 ist eine Stelle aus der Bibel.
„Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du sollst essen von allerlei Bäumen im Garten; aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon ißt, wirst du des Todes sterben.“ (1 Mo 2.17)1a
Nach dem Einverständnis des Plattenlabels und der Band wurde nach einem geeigneten Drehort gesucht. Kriterien waren eine endlos erscheinende, gerade Straße und ein großer Strand. Gefunden wurden diese auf der Insel Rømø in Dänemark. Die Insel ist 17 km lang und 5-7 km breit. Die Gesamtfläche beträgt 128,86 km².Um die Gegebenheiten zu besichtigen fuhr ich mit dem Kameramann und dem Produzenten nach Romo um Bilder vom Drehort zu machen und die Absperrmöglichkeiten zu klären. Für das Auto im Video wurde ein Mercedes Oldtimer ausgewählt. Da zu dem Drehzeitpunkt keine Touristensaison war, ermöglichte uns der Dorfpolizist eine Absperrung der einzigen geraden Straße auf der Insel. Diese durfte jedoch nur zeitweise gesperrt werden, da sie die einzige Verbindungsstraße zum Festland war. Weiters mussten wir uns an bestimmte Uhrzeiten für den Dreh am Strand festlegen, da morgens und abends die Flut den ganzen Strand unbegehbar machte. Der nächste Schritt war das Storyboard. Dieses erstellte ich mit dem Kameramann anhand eines 3D Programms um die gewünschten Einstellungen festzulegen. Besonders Szenen während der Fahrt erforderten einen Kranwagen. Diese Technik ermöglichte uns auch, die Einstellungen mit den Kameramännern am Wagen genauer zu besprechen. Hier einige Fakten zum Dreh selbst. Gedreht wurde mit der JVC GY-HD100, dem 35mm PS Adapter und Zeiss Highspeed Optiken. Das Video wurde in drei Tagen gedreht (1 Tag Strand, 1 Tag Straße, 1 Tag Landschaft). Die Crew bestand aus zwölf Personen, Band und Management aus sechs Personen. Angemietet wurden ein Kleinwagen, ein Kombi und ein Kleintransporter. Für die Unterkunft wurden zwei Ferienhäuser in der Nähe des Drehortes gemietet. Geschnitten wurde das Video von mir selbst. Nachbearbeitungen und farbkorrigiert wurde es von Rainer Rossgoderer. Das Thema Beziehungsende ist eher bedrückend und traurig, aus diesem Grund gestalteten wir das Video sehr kontrastreich, um schwarze Elemente im Clip sehr dunkel und düster zu gestalten. Das Video sollte nicht zu düster sein, aus diesem Grund wählten wir als Hauptfarbe für das Video einen leichten Gelbton. Dies bewirkt, dass der Clip etwas wärmer und positiver erscheint. Weiters lässt es sich gut mit schwarzen Elementen kombinieren. Als Referenzvideo diente der Clip Du hast von Rammstein.
Theorie und Werk
Die Arbeit ist eine Untersuchung über die Möglichkeiten der Darstellung von Musikvideos und der Versuch diese durch Ebenen zu Klassifizieren. Entscheidend hierfür ist die Geschichte und Entstehung des Musikclips. Technische Apparaturen oder Musiksender, wie MTVTV, waren wichtige Meilensteine in der Entwicklung des Musikvideos. Die Grundlage der Analyse bildet die Klassifizierung von Michael Altrogge aus dem Jahr 2001. Ziel ist es anhand dieser Klassifizierung die Darstellungsebenen zu analysieren und diese mit neueren Beispielen zu erklären. Ein wichtiger Punkt ist die visuelle Binnenstruktur. Es wird die Wichtigkeit der Bilderordnung in Clips erforscht und deren Bedeutung für die RezipientInnen. Elementar für diese Untersuchung sind die Musikstile, welche in groben Zügen aufgegriffen und mit aktuellen Musikvideos erklärt werden. Zur Unterstützung der Thesis wurde der Clip Vogue von Madonna analysiert und eine Sequenzanalyse durchgeführt. Anhand dieser wurde die Anzahl und Kombination der Ebenen erfasst und die Bildinhalte des Clips untersucht. Weiters wird der medienökonomische Faktor des Musikvideos kurz aufgefasst. Nutzungsmotivationen und RezipientInnenforschung sind hier das zentrale Thema und geben Einblick auf das Fernsehverhalten der ZuseherInnen und deren Präferenzen. Abschließend werden neue Plattformen zur Präsentation von Musikvideos beschrieben. Zur eigenen Praxis der Anwendung der analysierten Darstellungsebenen wurde ein Musikvideo mit zwei der beschriebenen Ebenen, welche miteinander kombiniert werden, erstellt.
1a cid - christliche internet dienst GmbH; http://www.bibel-online.net/buch/01.1-mose/2.html#2,17; 01.08.08