KURZFASSUNG
Während begehrenswerte Hollywoodsternchen auf nicht enden wollenden Türmen auf ihren tollkühnen und tapferen Helden warten, macht die umworbene Alpenhenne der „Brathendl Saga“ lieber Yoga. Klingt seltsam, ist es aber nicht. Denn das schrille Gefieder ist ein Charakterhuhn. Dieses Thema ist es auch, das in der Diplomarbeit „Lock mich aus der (Lach)konserve – Humor und Passivität im Animationsfilm“ behandelt wird. Charakterzüge, die nichts Weiteres als etwas Menschliches darstellen, werden im Animationsfilm vernachlässigt. Dem Publikum werden nur Handlungen und persönliche Merkmale, die von Nöten sind, um den weiteren Verlauf des Filmes zu verstehen, aufgetischt. Diese stereotypen Eigenschaften machen die Filme so zu einer von vorne herein durchschaubaren Angelegenheit. In den schlimmeren Fällen ist die Stereotypisierung ein Handlanger der Propaganda. Wie kann diese vorherrschende kulturelle Passivität in Kreatives und doch Verständliches umgewandelt werden, um dem/der FernsehfreundIn von heute ein aktives Filmerlebnis zu bescheren? Der Witz und die Komik, die einen beachtlichen Bestandteil des Humors im Animationsfilm darstellen, sind keineswegs seichte Zeitgenossen, die uns einen amüsanten Spielfilmabend verschaffen, sondern enthüllen tiefe Einsichten unserer Psyche. Der Witz hat eine viel mächtigere und ernst zunehmendere Funktion als vermutet, er vermag es, sich in Unschuld verhüllend, Aggression zu lindern und Aufgestautes zu entladen. Mit seiner blütenweißen Fassade schleicht er sich in die Werte der Gesellschaft ein, um dort Tabus zu brechen, ein weiterer Inhalt, der in der Thesis einen wichtigen Bestandteil darstellt.
WERK - DIE BRATHENDLSAGA
Das Werk ist ein Kurzanimationsfilm, der den/die ZuseherIn zum Lachen, aber auch zum Nachdenken anregen soll. Vor allem über die Theorien von Paul Wells, über die Möglichkeiten der Erschaffung von Humor, erhoffe ich mir eine Art „Anleitung“ oder zumindest Tipps, um ein amüsantes Werk zu kreieren. Auch Sigmund Freud hat dem Witz ein Buch gewidmet, in dem er ebenfalls über die Technik und Erfindung des Witzes schreibt. Der Humor des Werkes liegt mir sehr am Herzen, mehr jedoch noch, den/die ProbandIn von der Passivität wegzuleiten, ihn/sie erst in Sicherheit wiegen zu lassen, den Film zu durchschauen und ihn an sich heran zu lassen, deshalb ist die Mise- en-scène die von uns allen bekannte heile Welt, wo Schmetterlinge fröhlich flattern und Enziane im sanften Bergwind wehen... Der Heimatfilm-Kitsch, nach allen Manieren des stereotypischen Denkens beginnend um den/die ZuseherIn nicht zu verschrecken, wird nach und nach immer weniger vorhersehbar und endet in einer geradezu abstrakten Szenerie, die für den Mainstream-Animationsfilm so ungewöhnlich ist. Kleinere und größere Brüche der Tabugrenze im Bezug auf die Handlung, den Humor und die Charaktere verunsichern den/die ZuseherIn allmählich. Wie schockiert, befremdet, abgeschreckt, unzufrieden die ProbandInnen am Ende wirklich sein werden, das kann ich nicht beantworten, ist aber auch nicht wichtig. Ich gehe als FilmemacherIn davon aus, dass mit meinem Publikum etwas passiert, da es aus dem stereotypischen Denken herausgerissen wird, und das ist die Hauptsache. Das Denken soll den/die ProbandIn dazu veranlassen zu überlegen, warum man so felsenfest von Handlungen, Charakteren und dem Humorfeld überzeugt ist. Warum es so „schockiert“ oder zu- mindest befremdet, dass ganz „normale“ (menschliche) Umstände, die nichts in einem Spielfilm oder einem Disney Animationsfilm zu suchen haben, bewusst (und ohne Hintergedanken – also ohne direkten Sinn oder Zusammenhang) gezeigt werden.
THESE
Erst durch den Bruch von Tabus im Animationsfilm können passive (stereotypische) Denkmuster im Bezug auf Humor und Charaktere überwunden und in aktives Verstehen umgewandelt werden.